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ZeitLebensZeiten
Version 02.00.5
© ZeitLebensZeiten
2007 ff.
 

Paul Thomas - Martha Strunk

Paul Thomas - am 30. April 1884 wurde er geboren. Das kurze, sehr dichte Leben von Paul Thomas nach Schule, Abitur und Architekturstudium war von seinen Tätigkeiten als Regierungsbaumeister und Denkmalpfleger, als Erbauer zweier Schulen und Sanierer vieler Denkmäler geprägt. Er war begabter Diplom-Ingenieur und Architekt, ein begnadeter Zeichner und Aquarellmaler, Kreidezeichner und Fotograf. Paul Thomas fiel am 31. August 1918 im Ersten Weltkrieg im Alter von 34 Jahren und 4 Monaten. Paul Thomas war einer von 2 Millionen deutschen Kriegstoten. Mit diesen Internetseiten soll versucht werden, seine vielleicht kleine, aber gesellschaftlich doch wichtige Rolle und sein kulturelles Engagement  - über die sehr, sehr enge Fachwelt hinaus -  der Nachwelt zu  beschreiben. Ein kleines Denkmal für den Denkmalschützer! Jedes der von ihm betreuten Projekte ermöglicht zugleich einen Blick auf sehr viele Aspekte deutscher Geschichte und Zeitgeschichte.

Paul Heinrich Eduard Thomas war das erste Kind des Ehepaares Wilhelm Jacob Thomas und Bertha Ludolph, verw. Groschuff.  Beide besaßen damals die Hirschapotheke in Siegen. Wilhelm und Bertha Thomas blieben mit ihrem Sohn Paul nur kurz in Siegen, denn nur vier Monate nach Pauls Geburt, am Jahresende 1884 verkaufte Bertha Thomas ihre Apotheke, die sie geerbt hatte bzw. zu einem Teil sogar über ihren Vater und sein Erbe besessen hatte. Sie zog mit ihrem Mann und ihrem gemeinsamen Sohn Paul nach Wiesbaden.

um 1893ZLZ %

Über die Zeit in Wiesbaden ist aufgrund diverser Archivverluste durch den 2. Weltkrieg nur wenig bekannt.

Im Alter von sechs Jahren begann der Schulbesuch von Paul Thomas in der Vorschule und daran anschließend der Besuch des Gymnasiums in Wiesbaden.

Die Klasse VI, also die Sexta, muss er in Wiesbaden besucht haben. Aus dieser Klasse stammt das Bild mit dem Riesen und den flüchtenden Menschen, das schon eine gewisse Zeichenfertigkeit beweist.

Am 5. März 1895 erfolgte der Umzug nach Kassel. Die Eltern hatten die Adler-Apotheke direkt an der Fuldabrücke gekauft.

KindZLZ %

Schule bis 1902


Alle Indizien deuten darauf, dass Paul im sein (Arbeits-)Zimmer im 2. Stock der Adler-Apotheke gehabt haben. Sowohl Fotografien als auch Bilder und Zeichnungen zeigen dies: Der Ausblick aus seinem Fenster auf das gegenüberliegende kann nur aus dem zweiten Stockwerk erfolgt sein. Seinen Schulweg und die Kasseler Innenstadt hat Paul Thomas um 1900 dokumentiert.

Der Umzug erfolgte  gerade rechtzeitig zum neuen Schuljahr. Paul kam in die Quarta des Königlichen Friedrichsgymnasiums in Kassel. 

Zunächst einmal wurde Paul mit dem ersten Zeugnis mit dem Startplatz 40 von 42 versehen. Er war neu, man wusste sehr wahrscheinlich nicht, wie er zu benoten wäre. Offenbar war sein Wissensstand aber so, dass er gleich im Juli bereits auf Platz 7 von 42 kam. Mit anderen Worten, er war ein guter Schüler. 

Die Zeugnisse dieser Kasseler Jahre sind mit dem „Censurbuch“ von Paul Thomas über zwei Weltkriege erhalten geblieben. Vier Mal (!) pro Jahr gab es Zeugnisse. Paul blieb im Urteil der Lehrer immer etwas besser als der Klassendurchschnitt. 

Paul, der später ein sehr guter Zeichner werden sollte, konnte mit dieser Fertigkeit in der Schule zunächst nicht glänzen: Es gab im ersten Kasseler Zeugnis ein „genügend“, erst später gab es mal „gut“. Im Jahre 1902 schließlich folgte das Abitur.

Während der Schulzeit in Kassel experimentierte Paul mit seinem Photoapparat und zeichnete und malte Einrücke seiner Umgebung. Sein Verständnis von Proportionen und Perspektiven wird in diesen Fotografien und Bildern bereits sehr deutlich.

Bildergalerie: Kassel um 1900

 

Unterprima 1900

Studium 1902 -1906

 

Gleich im Jahr 1902 begann Paul Thomas Architektur zu studieren. Er schrieb sich bereits am 21. April 1902 als Studierender der Königlich Technischen Hochschule in Berlin unter der Matrikelnummer 14251 ein. Noch war er 17 Jahre alt.

In einem Beitrag über „100 Jahre Architekturausbildung“ schreibt Friedrich Wilhelm Krahe in dem Sammelband „Wissen und Gesellschaft, Beiträge zur Geschichte der TU Berlin 1879-1979“ im Band 2, dass die 40 Jahre seit der Gründung der Königlich Technischen Hochschule in Berlin „vermutlich die glanzvollsten“ der (damals) 100 Jahre der TU gewesen seien.

StudentZLZ %

In den Jahren die Paul Thomas in Berlin studierte, wurden um die 480 Studenten unterrichtet, Frauen waren wohl nicht darunter, entsprechende Statistiken gab es erst später:

     Jahr               Studenten 
1903/03          486  
1903/04          495  
1904/05          485  
1905/06          464  

Die Hälfte dieser Studenten waren aber eher Gasthörer aus anderen Fakultäten. Im Ergebnis heißt dies, dass jeweils Paul zu den ungefähr 250-300 regelrechten Architektur-Studenten in Berlin gehörte. Das war gegenüber den anderen Fächern damals noch eine beträchtliche Zahl von Studenten. 

Im Sommersemester 1902 nutzte er Vorträge und Übungen zur Geometrie, Antiker Architektur, Ornamentzeichnen, Baukonstruktionslehre, Experimen-telle Physik und die Einführung in die Experimentielle Chemie.Dieselben Themen waren auch im Winterhalbjahr 1902/1903 angesagt, mit Ausnahme der beiden letzten Themen, sie wurden in diesem Halbjahr ersetzt durch Statik zur Hochbaukonstruktion und Niedere Geodäsie. Paul erhielt zum Abschluß des Wintersemesters am 19. April 1903 ein Abgangszeugnis der Königlich Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg:
„Herr Paul Thomas geboren den 30.April 1884 zu Siegen, ist aufgrund des Zeugnisses der Reife des Königlichen Friedrichgymnasiums zu Cassel vom 19. Februar 1902 am 21. April 1902 als Studierender der Königlich Technischen Hochschule unter Nr. 14251 immatrikuliert und bei der Abteilung für Architektur eingeschrieben worden. Er hat an der Technischen Hochschule zwei Semester studiert. Das nach den vorgelegten Anmeldebogen von dem Sekretariat beglaubigte Verzeichnis der benutzten Vorträge und Übungen ist umstehend beigefügt. Die Führung des Herrn Studierenden hat zu Bemerkungen keine Veranlassung gegeben.
Charlottenburg, den 19. April 1903, der Rektor“

Während der Sommerferien 1903 hatte Paul Gelegenheit zu einer Hospitation in Cassel. Praktisch, weil er bei den Eltern wohnen konnte.
„Dem Studierenden des Hochbaufaches Herrn Paul Thomas aus Cassel wird hiermit bescheinigt, dass er in der Zeit vom 27. Juli bis Ende September 1903 unter der Leitung des Unterzeichneten auf der Baustelle und dem Baubureau des Posthausneubaus an der Hohenzollernstrasse in Cassel tätig gewesen ist und dabei Gelegenheit gehabt hat, sich mit der Vorbereitung und Verdingung von Bauarbeiten und Lieferungen, sowie der Ausführung von Erd- und Betonarbeiten durch eigene Anschauung vertraut zu machen.
Cassel, 30. September 1903, der kaiserliche Postbauinspektor ..“

Für das neue Semester ab Mai 1903 hatte sich Paul erneut einschreiben müssen – diesmal mit der Matrikelnummer 15253 - und erhielt dann im Mai 1904 erneut ein Abgangszeugnis, das ihm bescheinigte, dass seine Führung zu keinen Bemerkungen Veranlassung gegeben habe und dass er die testierten Vorträge besucht habe. Dazu gehörten im Sommersemester 1903 Innerer Ausbau und Ornamentzeichnen, Antike Baukunst und praktische Übungen im Feldmessen, Figurenzeichnen und Aquarellieren. Für den angehenden Architekten und Zeichner Paul war das Kasseler Ufergelände an der Maulbeerplantage, direkt an der Fulda, wo seine Eltern seit 1903 wohnten,  ideal. Hier konnte er alles, was er benötigte, immer wieder üben. So verdanken wir dieser neuen Wohnung einige der schönsten Gemälde:

 Bildergalerie: Kassel um 1904

Im Wintersemester 1903/1904 hatte Paul weitere Anforderungen zu erfüllen: Statik zur Hochbaukonstruktion II. Kurs, Planzeichnen, Figürliches Modellieren und Niederländische Malerei.

Die Abgangszeugnisse, die ja sowohl 1903 als auch 1904 im Prinzip nur die Teilnahme attestierten, sagten natürlich noch nichts aus über den Erfolg den Paul Thomas hatte. Um zur Diplomprüfung  zugelassen zu werden, war eine Vorprüfung zu bestehen. Paul bestand diese Prüfung.  Der Weg war frei für das Sommer-Semester-Studium in München, das sein einziges außerhalb von Berlin bleiben sollte.

Das Sommersemester 1904 verbrachte Paul Thomas auf der Königlich Technischen Hochschule in München. Sein Anmeldebogen vom 9. Mai 1904 konnte noch im Jahre 2008 vom Universitätsarchiv aus einem auswärtigen Archivlager der TU München bereitgestellt werden. Paul besuchte Vorträge und Kurse zu: Formen und Stillehre der mittelalterlichen Baukunst, Baustile der Renaissance, Landschaftszeichnen und Aquarellieren, Skizzieren von Bauwerken nach der Natur, Führung durch die Königliche neue Pinakothek.

Mit den Lehrern in München und vor allem den Dozenten in Berlin hatte Paul sicherlich die wesentlichsten Vertreter, um nicht zu sagen die Elite der Baukunst jener Zeit, hören können.

Ein Semester München mußte genügen. Es ging zurück nach Berlin an die Königliche Technische Hochschule. Es galt nun, die Diplomprüfung vorzubereiten.

Am 14. Oktober wurde er unter der Matrikelnummer 16338 erneut eingeschrieben und blieb vier Semester in Berlin.  Nach Abschluß des Wintersemesters 1904/1905 unternahm Paul eine Architekturreise durch den Osten Deutschlands, die ihn auch nach Dresden geführt haben dürfte. Er begann mit seiner Postkartensammlung architektonisch interessanter Bauwerke, die insbesondere deutsche und italienische Denkmäler umfasst.

In der Regel  sass Paul Thomas mit seinem Zeichenblock oder seiner Staffelei vor seinen Objekten und malte aus freier Hand, einfach nach seinem perspektivischen Verständnis, das durch die vielen Kurse an den Universitäten in Berlin und München weiter geschult wurde. Seine zeichnerischen Arbeiten als Diplomingenieur und Architekt wurden zunächst durch exakte Messungen vorbereitet und dann an den Zeichentischen realisiert

Das Sommersemester 1905 brachte erneut ein sehr breites Spektrum an Lehrveranstaltungen: Die „Geschichte und Baukunst der Renaissance“ steht neben dem „Entwerfen von Hochbauten“, die „Übersicht zur Kunstgeschichte“ steht neben der „Konstruktions- und Formenlehre der mittelalterlichen Baukunst“.

DresdenZLZ %

Nach dem Sommersemester folgte im September 1905 eine weitere Reise durch Süddeutschland. Fulda – Rothenburg – Nürnberg – München – Freiburg waren die stationen, die sich nachvollziehen lassen Ganz offensichtlich ging es auch darum zu zeichnen – wie in Rothenburg - und Aufnahmen zu machen.

Rothenburg 1905ZLZ %

Auf die Bildungsreise, die einen großen Eindruck auf Paul hinterlassen und sein Studium beflügelt haben dürfte, folgte das Winterhalbjahr 1905/1906, an dessen Ende ihm die Aufgabe für die Diplomarbeit gestellt.

Der Vorsteher der Abteilung für Architektur der Königlich Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg übergab am 23. März 1906 die Aufgabe, den „Entwurf zu einem Klubhause“ zu fertigen. Daran musste er nun arbeiten, im Sommerhalbjahr belegte er nur noch „Baumaterialienkunde“.

Paul hatte drei Monate Zeit. Offenbar am 28. Juni  1906 legte er seine Entwürfe vor. 

Damit war die alles entscheidende Prüfung im Hochbaufach geschafft. Paul  wurde mit dem 14. Juli 1906 zum Diplom-Ingenieur ernannt. Geboren am 30. April 1884 war er also gerade einmal 22 (!) Jahre alt, als er seine Prüfung bestand.

Am 3. August 1906 wurde Diplom-Ingenieur Paul Heinrich Eduard Thomas zum „Regierungsbauführer“ ernannt. Er begann seine Praxiszeit am Bau des Polizeipräsidiums in Kassel. Noch wohnte er formal bei den Eltern am Königstor 76 I

Diplom-Ingenieur und Königlicher Regierungsbauführer 1906-1910

Paul Thomas, seit dem 14. Juli 1906 nun ein 22jähriger Diplomingenieur, stellte noch im selben Monat, am 31. Juli 1906, den Antrag in den Staatsdienst übernommen zu werden. Am 3. August bekam er Antwort:

„ Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Berlin,W.66, den 3. August 1906, Wilhelmstrasse 79
Auf Ihren Antrag vom 31. d. Mts. werden Sie zur Ausbildung im Staatsbaudienste und zwar in der Richtung des Hochbaus zugelassen. Demzufolge haben Sie sich mit dieser Verfügung und den zurückliegenden Zeugnissen usf. bei dem Chef derjenigen Provinzialbehörde zu melden, in deren Bezirk Sie die praktische Ausbildung zu erlangen wünschen (§ 26 Abs.1 der Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den Staatsdienst im Baufache vom 1. Juli 1900). Derselbe wird wegen ihrer Vereidigung, Ihrer Überweisung an einen Lernbeamten und Ihrer Beschäftigung das Weitere anordnen.
Mit dem Dienstantritt erlangen Sie das Recht, während der Ausbildung den Titel „Königlicher Regierungsbauführer“ mit dem - durch den Allerhöchsten Erlaß vom 11. Oktober 1886 Min.Bl.f.d.i.Verwaltung S.212 – verliehenen Range der Referendarien zu führen. Beim Ausscheiden aus der staatlichen Ausbildung erlischt das Recht zur Weiterführung dieses Titels.
Auf die Entlassung aus dem Staatsdienste während der Ausbildung findet die Bestimmung im § 35 der Prüfungsvorschriften Anwendung.Im Auftrage Hinkeldeyn.“

Der erste Ausbildungsabschnitt fand von Mitte 1906 bis Mitte 1907 in Kassel und Berlin statt. Paul war beim Neubau des Polizeipräsidiums in Kassel beschäftigt. Das war durchaus praktisch, weil er bei den Eltern wohnen konnte. 

Vom November 1906 an, so schreibt Paul in einem Lebenlauf, sei er „auf meinen Antrag hin nach Berlin überwiesen“ und war „bei Herrn Baurat Bürde hauptsächlich mit der Anfertigung von Massenberechnungen und Kostenanschlägen beschäftigt. In einem anderen Entwurf schreibt er zur selben Zeit, dass er nach Kassel  „sodann in Berlin am Erweiterungsbau des Physiologischen Instituts beschäftigt“  (am Spreebogen) gewesen sei.

In Berlin war Anfang des 20. Jahrhunderts eine erstaunliche Blüte von Kultur und Wissenschaft festzustellen. Und: Es wurde massiv investiert. Paul Thomas hat davon ein Stück mit erleben können, zumal auch die Stadt Berlin und ihr Umland erhebliche Bevölkerungszuwächse verzeichneten. So mussten sehr schnell Schulen gebaut werden.
 

Schulbau in Treptow 1907 - 1908

Der zweite Ausbildungsabschnitt vom Juni 1907 bis zum November 1908 liest sich im selbst verfassten Lebenslauf von Paul so:

„In meinem 2. Ausbildungsabschnitt [..] erhielt ich eine Stelle bei der Gemeinde Treptow bei Berlin, wo ich unter der Oberleitung von Herrn Gemeindebaumeister Bientz mit der Leitung des Neubaues einer 16-klassigen Volksschule beauftragt war. Diesen Bau habe ich von der Anfertigung der Bauzeichnungen bis zur Abrechnung fast ganz selbständig geleitet“.

Mithilfe des Stadteilarchivs Treptow war es möglich, herauszufinden, um welche Schule es sich handelte. In den vorliegenden, von Paul überlieferten Unterlagen gab es dazu keinerlei Angaben. Die vom Heimatmuseum Treptow vermittelte Broschüre „Treptower Schulgeschichte Teil I – Entwicklung des Schulwesens in den Landgemeinden südöstlich von Berlin bis zu ihrer Eingemeindung in den Verband Groß Berlin im Jahre 1920“ enthält in chronologischer Reihenfolge alle Schulen des Bezirks. Für das Jahr 1908 gibt es nur eine einzige Schule, die neu im Bereich Treptow errichtet wurde: Es handelt sich um die Schule Wildenbruchstrasse 54 in Berlin-Treptow.

Paul arbeitete am Bau dieser Schule bis zu ihrer Einweihung im Oktober 1908.  Das Schulgebäude ist noch erhalten, hat also zwei Weltkriege und die DDR überstanden. Eine Verknüpfung mit der deutschen Geschichte ist,  das die Schule von 1961 bis 1989 direkt an der DDR-Seite des Todesstreifens und der Mauer zwischen Treptow und Neukölln stand. Die Arbeit von Paul Thomas ist dadurch auch noch ein besonderes Stück deutscher Geschichte.

Schulbau in Treptow 1908

Zur „Belohnung“ nach dem Schulbau gab es im November 1908 eine Italienreise. Die erste überlieferte Karte an die Eltern, die ja nun in Godesberg wohnen, kommt aus Florenz mit dem Datum vom 30. Oktober 1908. Adressiert an „ Al Signore W.Thomas“.

Am 7. Dezember 1908, musste Paul wieder in der Heimat sein. Er hatte seinen Dienst anzutreten beim Königlichen Hochbauamt. Es begann der dritte Ausbildungsabschnitt in Bonn bis zum Juni 1909. Es war offensichtlich eine fröhliche und leichte Zeit, in der er viele Freunde fand, darunter einen Kollegen, der ihn später – im Jahre 1912 - zu seiner Hochzeit einladen sollte, bei der Paul Thomas dann seine spätere Frau kennen lernte.
 

Königlicher Regierungsbaumeister

Paul Thomas musste ab Juli 1909 Berlin seine Abschluß-Arbeit schreiben, um Regierungsbaumeister werden zu können. Er hatte dafür ein halbes Jahr Zeit.  Sein Thema: Eingebaute Kirche mit Gemeindehäusern.

Diplomarbeit  1906ZLZ %

[Erstveröffentlichung des Fotos  in “Denkmalpflege im Rheinland”,
Paul Thomas - Das (kurze) Leben des Regierungsbaumeisters und Denkmalpflegers”, Heft 2/2009, S.61]

 Am 8. Januar 1910 gab er die Arbeit ab, danach begann das Pauken für die Prüfung Anfang Mai 1910, was aber doch noch viel Platz für das Privatleben ließ, wie sich aus Tagebüchern entnehmen lässt. Am 28. Mai 1910 kam das entscheidende Zeugnis: Die mit „gut“ bestandene Prüfung im Hochbaufach wurde in einem übergroßen Papier dokumentiert

Und am 9. oder 10. Juni bekam Paul Thomas Post dann erneut Post:

„Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Berlin, W. 66 , den 8.Juli 1910, Wilhelmstrasse 79Ich habe Sie infolge der Erklärung vom 28.Mai d.Js. und auf Grund des Zeugnisses des Königlichen Technischen Oberprüfungsamtes am 28. des Mts. zum Regierungs-baumeister ernannt. Das Patent vom 3. d.Mts. ist beigefügt. Die Entscheidung über die Frage, ob Ihnen eine Beschäftigung im Staatsdienste zugewiesen werden kann, behalte ich mir vor. Unterschrift.
An den Königlichen Regierungsbaumeister Herrn Paul Thomas“

Der Wortlaut des beigelegten Patents:

„Im Namen des Königs. Der Regierungsbauführer Paul Eduard Heinrich Thomas Hochbaufache zum Regierungsbaumeister ernannt.
Es wird erwartet, daß derselbe Seiner Majestät dem Könige und Allerhöchst dero Königlichem Hause ferner treu und gehorsam sein, die ihm obliegenden Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, und sich stets so betragen werde, wie es sich für einen königlichen Beamten geziemt.
Berlin , den 3. Juni 1910“.

Damit hatte Paul im Alter von 26 Jahren und einem Monat das große Ziel der letzten Jahre erreicht. Und dennoch brach kein Jubel aus, denn: Er hatte bei einem Besuch im Ministerium unmittelbar nach der bestandenen Prüfung erfahren, dass die Aussichten für eine Beschäftigung schlecht seien. Er war daraufhin niedergeschlagen. Wahrscheinlich hatte er immer nur an sein Examen gedacht und nicht an „Planstellen“ und ähnliche Verfahren. Das Ministerium wies in dem Schreiben denn auch noch einmal darauf, dass man sich eine Entscheidung über seine Beschäftigung vorbehalte.
 

Königlicher Regierungsbaumeister in Bonn 1910 

Bedrückt fuhr Paul Thomas, der zeitweilig ohnehin zum Grübeln und leichtem Pessimismus neigte, nach Bad Godesberg zu seinen Eltern. Doch aufgrund seiner früheren Arbeit beim Hochbauamt in Bonn und Köln konnte er in Bonn eine ausgeschriebene Architektenstelle bekommen, wo er dann am Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Bonn mitarbeitete, dann im Juli/August auf dem Akademischen Gut Dicopshof eine Reparatur leiten mußte  und schließlich Entwürfe mit Kostenvorschlägen für den Neubau des Physikalischen Instituts der Universität Bonn ablieferte. Währenddessen war der Kontakt zum Berliner Ministerium nicht abgerissen, das ihn zum 1.1.1911 nach Posen versetzte.
 

Königlicher Regierungsbaumeister in Posen 1911 – 1912

Der Aufenthalt in Posen, wo einige Arbeiten zu leisten waren, führte ihn, den Regierungsbaumeister Paul Thomas, nicht zu den großen architektonischen Aufgaben, sondern eher zu Restaurierungarbeiten in Kempen („trostloses Nest“), wo er zunächst einen Schweinestall, danach in Schildberg die Kirche („ich hielt mich etwas zu lange damit auf“) sanieren musste. In Marschallen („Schneesturm“, „liebenswürdiger Empfang“) galt es auf dem Gut der Gräfin Bismarck-Bohlen Bauarbeiten zu beaufsichtigen. Die letzte Station vor der Rückkehr war dann Schrimm. Dort muß der Entschluß gereift sein, sich versetzen zu lassen:

„Da ich jedoch meiner Heimat näher sein wollte, mir auch eine mehr künstlerische Tätigkeit mehr zusagte, meldete ich mich für eine vom Provinzialkonservator ausgeschriebene Architektenstelle und erhielt sie. Nach Beurlaubung durch den Herrn Minister für öffentliche Arbeiten bin ich seit am 15. Februar 1912 bei der Rheinischen Denkmalpflege tätig“.

 

Denkmalpflege in der Rheinprovinz 1912 –1914
 

Am 15. Februar 1912 trat Paul Thomas seinen Dienst bei der Rheinischen Denkmalpflege an. Er wohnte allerdings dann nicht mehr dauerhaft bei seinen Eltern, sondern ausweislich der Meldekarte, die sich im Stadtarchiv Bonn fand, seit März 1912 im Haus Rheinwerft 6. Hier, bei der Denkmalspflege sollte Paul nun für die nächsten mehr als zwei Jahre bleiben, bis er am 14. Mai 1914 nach Coesfeld umzog.  Die Adresse seines Arbeitsplatzes in der Bachstrasse 15 verzeichnet das Büro der Denkmalpflege der Rheinprovinz unter dem Oberbegriff „Provizialverwaltung“

Die Zeit in der Denkmalpflege in Bonn war für Paul eine sehr zufriedenstellende Zeit. Er war gefordert als Zeichner und Photograph, er konnte organisieren und sanieren, er fand Anerkennung und konnte seinen künstlerischen Neigungen dabei seinen Lauf lassen.  Er war als Projektleiter an vielen Sanierungs- bzw. Erhaltungsmaßnahmen beteiligt, für andere Projekte wurde offenbar nur sein Zeichentalent benötigt. Hinzu kamen Arbeiten für den Leiter der  Denkmalpflege, Prof. Edmund Renard, den er bei dessen Arbeiten unterstützte und der andererseits ihm 1914/1915 nach seiner Rückkehr in den Staatsdienst auch noch mit Zahlungen für kleinere Arbeiten die finanziellen Anforderungen im Ehealltag in Coesfeld bewältigen half.

Über die konkrete Arbeit, die Paul Thomas beim „Provinzialkonservator der Rheinprovinz“ geleistet hat, ist durch die schriftlichen Überlieferung im Archiv des Rheinischen Amtes für  Denkmalpflege in Pulheim-Brauweiler viel erhalten. Auf demselben Gelände der Brauweiler Abtei ist auch das Rheinische Archiv- und Museumsamt untergebracht, in dem u.a. historische Akten des Landschaftsverbandes Rheinland untergebracht sind.

Paul ThomasZLZ %

Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Denkmalamtes und des Archivs empfand der Autor sehr dankbar als hocherfreulich, weiterführend, ermutigend, ja vorbildlich.  Im Archiv konnte noch so manche Entdeckung gemacht werden. Ein besonderes Problem im Falle von Paul Thomas ist, dass die Unterlagen des früheren preußischen Provinzial-Konservators der Rheinprovinz nicht mehr zentral gelagert und verwaltet werden, sondern entsprechend der Länderhoheit zwischen Rheinland-Pfalz (Generaldirektion Kulturelles Erbe – Direktion Landesdenkmalpflege in Mainz) und Nordrhein-Westfalen (Landschaftsverband Rheinland – Rheinisches Amt für Denkmalpflege in Brauweiler) aufgeteilt wurden.

Die wesentlichen Arbeiten sind aber zentral in den Jahresberichten der „Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz“ von 1912 bis 1925 durch kleine Artikel mit Zeichnungen und Photographien der Nachwelt überliefert. Zunächst waren es Aktivitäten vor allem im Süden der Rheinprovinz, der heute zu Rheinland-Pfalz gehört, später im Norden, der heute zur Nordrhein-Westfalen gehört. In den Nachfolge-Archiven in Mainz und vor allem in Brauweiler befinden sich auch über die in den Jahresberichten abgedruckten Dokumente hinaus Zeichnungen.  Zudem fanden sich im Nachlaß viele Zeichnungen und Bilder, die Paul Thomas aus Anlass seiner Arbeiten für die Denkmalpflege nebenbei für sich selbst gemacht haben dürfte. In der Summe ergibt sich durch diese Kombination von Zeichnungen, Bildern, Fotos von Paul Thomas nach und nach ein interessantes Kaleidoskop von Denkmalbauten in der Rheinprovinz  zwischen 1912 und 1914, das, wo möglich, um Fotos rund 90 Jahre später (ab 2007) ergänzt werden konnte.

Rheinprovinz 1912
Adenau
Hillesheim
Bad Kreuznach
Niederbieber (Neuwied)
Oberhammerstein
Waldböckelheim
Hönnigen a.d. Ahr
Kierdorf

Xanten
Zons (Dormagen)
Unkel

Bad Kripp
Leutesdorf

Rheinprovinz 1913
Burgreuland
Erpel
Oberzissen
Tönnisstein
Gangelt
Heisterbacherrott
Bacharach
Ulmen
Oberelvenich (Zülpich)
Wilhelmstein

Wollersheim
Oberzündorf
Waldfeucht
Konradsheim
 

Rheinprovinz 1914
Schloss Benrath
Cleve
Rheinbach
Emmerich


 



 Schulbau in Coesfeld 1914-1916


Was nützt die größte Arbeitszufriedenheit, wenn die Bezahlung eher knapp ist, der Beamtenstatus nicht gesichert (Paul Thomas war freier Angestellter bei der Denkmalpflege, also nicht im Staatsdienst) und die Absicht, die Ehe mit der geliebten Frau zu schließen, an den finanziellen Voraussetzungen scheitern würde. Paul Thomas meldete sich zurück  in den Staatsdienst.

Am 1. April 1914 tritt Paul Thomas sein Amt in Coesfeld an. Er baut als Königlicher Regierungsbaumeister das Gymnasium als Erweiterungsbau zur bestehenden Schule. Der Bau ist 1978 abgerissen worden, an seiner Stelle steht heute ein Einkaufszentrum. Anders als bei der Schule in Berlin gibt es in Coesfeld nur Bilder von diesem Schulbau, an Ort und Stelle zu besichtigen gibt es nichts mehr. Dennoch kann man sich über den Bau ganz hervorragend kundig machen.

Im Stadtarchiv Coesfeld gibt es eine Fülle  von Dokumenten. Mehr als 10 große Kartons bergen das gesamte Schriftgut zum Schulbau. Für die Erforschung von den damaligen Bedingungen für Schulbau, insbesondere unter den erschwerten Bedingungen des Ersten Weltkrieges, ja für die Architektur-und Baugeschichts-Forschung sind die Akten, die der Coesfelder Stadtarchivar sehr freundlich und hilfreich zur Verfügung stellte, ist das vorfindliche Material eine Fundgrube. Zugleich ist hier ein Musterbeispiel preußischer Aktenführung zu besichtigen. Besonders hervorzuheben sind das Bautagebuch, das für die Zeit bis zum Militärdienst vollständig wiedergegeben wird, und die Tagelohnliste, die Auskunft über die Beschäftigten auf dem Bau gibt. Manches ist sehr detailliert, aber es lädt auch ein, sich einzulesen und an den historischen Details zu erfreuen.

Neubau des Gymnasiums in Coesfeld 1914- 1916
 

Auch neben seiner Tätigkeit für das Gymnasium in Coesfeld arbeitete er noch für Prof. Renard in Bonn und er beteiligte sich auch an einem Wettbewerb mit dem Projekt eines Kirchenbaus in einer Düsseldorfer Wohnzeile. Im Mai 1914 reichte er den Entwurf, von dem nur dieses Foto erhalten ist, ein. Einen Preis hat er aber wohl nicht erhalten.
 

WettbewerbZLZ %

Privat war das Leben von Paul Thomas in diesem Jahr geprägt von Freundschaft, Verlobung und Hochzeit mit Martha Strunk (1892-1982) die in Barmen (heute Wuppertal-Barmen) lebte. Durch die räumliche Trennung zwischen Barmen und Coesfeld bedingt haben sich beide viel geschrieben. Natürlich hat Paul an seine Freundin und Verlobte auch über die Arbeit am Bau berichtet, sodass es eine Reihe interessanter Aspekte gibt, die im Zusammenhang mit seiner Aufgabe in Coesfeld von zeitgeschichtlichem Interesse sind. Immerhin begann im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg und mit ihm eine Zeit doch großer Unsicherheit auch für den Bau in Coesfeld. Mit der Hochzeit und dem Einzug in das gemeinsame Heim in Coesfeld bricht der Briefverkehr ab. Hier aber gibt dann das Bautagebuch zumindest über den Fortgang der Schulbauarbeiten in Coesfeld Auskunft, sodass für die Zeit in Coesfeld ein fast lückenloses Bild rekonstruierbar ist.

Der Juni 1914 brachte endlich die Verlobung mit Martha Strunk.
 

VerlobungZLZ %

Nicht einmal zwei Monate konnten Paul und Martha ohne Kriegsangst verlobt sein. Am 31. Juli sagt Paul eine Reise von Coesfeld nach Barmen ab: “Wenn ich also auch vielleicht noch nach dort komme, würde ich, wenn inzwischen die Mobilmachung erfolgt, nicht mehr zurück können, und ich muss doch hier auf meinem Posten bleiben, bis die Regierung irgendwie verfügt. Ich vermute, dass der Bau wohl einstweilen stillgelegt werden wird, da der Staat in den schweren Ringen, dass jetzt vielleicht kommt, alle Mann und alle Gelder braucht”

Auch in das Bautagebuch hat der erste Mobilmachungstag am 2. August 1914 Eingang gefunden. Die lapidare Bemerkung:  „Die Arbeiten können nur langsam mit wenigen Arbeitern fortgeführt werden, da viele Arbeiter einberufen sind.

Schon am 11. August schreibt Paul an seine Verlobte: „Ich habe soeben auf meinen Bericht von Baurat Schulz die Antwort bekommen, dass er stündlich die Nachricht von der Regierung erwarte, ob der Bau in Betrieb bleiben soll oder nicht. Die Ungewissheit ist recht unangenehm. Wenn der Bau stillgelegt wird, werde ich auch wohl kein Gehalt mehr weiter bekommen. Ich werde ja wohl hoffentlich nicht verhungern, aber angenehm ist es auch gerade nicht.“

Wie man es dreht und wendet: Fällt der Bau aus, bekommt Paul kein Geld mehr, wird er eingezogen, ist sein Leben in Gefahr. Paul Thomas wird aber vorerst nicht eingezogen. Paul und Martha geht es wie vielen anderen. Einerseits empfinden sie anfangs den Krieg als notwendig, da man sich nicht alles bieten lassen könne, andererseits ist der politisch zweifellos bewusstere Paul voller Ängste und Ahnungen. Er sieht die Gefahren auch für sich selbst.

Aber: Am 30. November 1914 kann er seine geliebte Martha heiraten. Es ist allerdings keine „weiße Hochzeit“, sondern eine in grau-schwarzer Kleidung, da ein jüngerer Bruder von Martha im Oktober nur 14 Tage nach seinem ersten Einsatz im Krieg gefallen war, weswegen man die Trauung im elterlichen Hause auf Ende November verschieben mußte.

Das Ehepaar zieht nach Coesfeld und kann ein kleines Häuschen mieten. Sie haben also Glück im Unglück, auch der Bau geht weiter mühsam voran. Das geht auch das Jahr 1915 so weiter, im September wird ihr gemeinsamer Sohn geboren.

CoesfeldZLZ %

Aber nur 8 Monate danach musste Paul in den Krieg. Im Bautagebuch steht unter dem 6. März 1916 ein einziger Satz dazu:

„Herr Regierungsbaumeister Thomas leistet seinem Einberufungsbefehl Folge“


 

Militärzeit 1916 - 1918


Nur eineinviertel Jahr hatte das „junge Glück“ zu Hause in Coesfeld als Ehepaar genießen können. Zwar wussten beide bei ihrer Hochzeit im November 1914, dass eine solche Einberufung kommen könnte, wie aus ihren Briefen hervorging. Aber wenn es dann soweit ist, türmen sich die Sorgen. Paul wurde eingezogen nach Straßburg-Neudorf zum oberelsäßischen 51. Feldartillerieregiment, wo er als Kanonier beschäftigt wurde. Seine Briefe an Martha schildern immer wieder den militärisch-grauen Alltag, den er zunächst als einfacher Kanonier, später dann als Vizewachtmeister mit Anstand über die Runden bringen wollte. Er war in den Vogesen an der Frontlinie zu Frankreich stationiert, mußte einige Male zur weiteren Ausbildung in elsassischen Orten und schließllich Mitte 1917 mit seinem Regiment an die Front in Nordfrankreich bei Lens. (südlich von Lille). Aus jenen Jahren sind einige wenige von ihm gezeichnete Bilder überliefert:

La Petite Raon
Dambach im Elsaß
Santes bei Lille

Das letzte gemeinsame Foto aus dem Jahr 1918 zeigt einen sehr veränderten, vom Kriegsdienst gezeichneten Paul Thomas mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn:

Familie 1918ZLZ %

31. August 1918
 

Am 31. August 1918 wurde der Unterstand, in dem Paul Thomas in einem Beobachtungsposten Dienst tat, durch einen Volltreffer zerstört. Einen Tag später hätte er nach Deutschland zurückkehren sollen, um an einem Militärkurs teilzunehmen...

Die Schlacht bei Bapaume, zu der seine Einheit eilends von Seclin (zwischen Lille und Lens) beordert worden war, war verloren. Paul Thomas fand - nach dem Begräbnis in Monchécourt und der Umbettung nach Oisy-le-Verger - auf dem sorgsam gepflegten Soldatenfriedhof von Rumaucourt in der Nähe von Cambrai seine letzte Ruhe.
 

PT 1918  1

Im Rahmen seiner vielen Rheinreisen hatte Paul Thomas - wahrscheinlich 1907/1908, als seine Eltern kurzzeitig in Koblenz wohnten - auch Aufnahmen von der Festung Ehrenbreitstein gemacht.
 

Ehrenbreitstein 1ZLZ %

Hundert Jahre später wissen wir, dass ein neuer deutsch-französischer Krieg im Rahmen des zweiten Weltkrieges nur wenige Jahre später ausgetragen wurde.
 
Und wir wissen, dass der Regierungsbaumeister Paul Thomas durch diesen Krieg im Alter von nur 34 Jahren und 4 Monaten - als einer von 2 Millionen Deutschen - ums Leben gekommen ist.

Und wir wissen, dass sein Sohn Hans-Ulrich Thomas im Zweiten Weltkrieg am 28. April 1945 im Alter von nur 29 Jahren und acht Monaten ebenfalls gefallen ist.

Auch für Vater Paul Thomas und Sohn Hans-Ulrich Thomas  wurde nach dem zweiten Weltkrieg in der Festung Ehrenbreitstein das zentrale “Ehrenmal des deutschen Heeres” errichtet .
 

1918 -1945 Ehrenmal d. Heeres (4)ZLZ %

In seinem Kondolenzschreiben an die Witwe von Paul Thomas schrieb der Provinzialkonservator für die Rheinprovinz, Prof. Renard, im Jahre 1918 unter anderem:

“Die Nachricht hat mich tief erschüttert,  umso mehr, als von meinen Mitarbeitern bei Kriegsausbruch fast alle schwer verwundet worden sind, aber  noch keiner sein Leben hat hergeben müssen. Mit Ihnen empfinde ich den herben Verlust so schwer, weil von allen Helfern in der Rheinischen Denkmalpflege, die ich im Laufe von 20 Jahren habe weggehen sehen, kaum einer mir so herzlich  nah gestanden hat wie Ihr Gatte – und weil er in der kurzen zweijährigen Spanne seiner hiesigen Tätigkeit sich so ausgezeichnet und mit so großer Liebe in seinen Wirkungsbereich eingearbeitet hatte. Es war mir sehr schmerzlich, ihn damals in den Staatsdienst zurückkehren lassen zu müssen, weil ihm hier sich weitere Aussichten nicht boten

Seine schönen Zeichnungen in unserer Sammlung werden auch ein äußeres dauerndes Andenken an ihn darstellen, wie die Rheinische Denkmalpflege auch sonst dieses liebenswürdigen und eifrigen Mitarbeiters stets in tiefer Dankbarkeit gedenken wird; denn es gehört zu einer solchen mehr oder weniger ideellen Tätigkeit stets ein wenig Aufopferung und ein warmes Herz für die Sache – und das hat Ihr Gemahl in seltenem Maße besessen. Auch darum glaube ich, den tiefen Schmerz der Angehörigen um den guten und großen Menschen besonders mitempfinden zu können. Möchten Sie in dieser Erinnerung auch einen kleinen Trost und mit der Zeit eine Linderung finden..”.

Seine schönen Zeichnungen in unserer Sammlung werden auch ein äußeres dauerndes Andenken an ihn darstellen”

Diese Internetseite und die ihr zugeordneten weitern Sites dienen dem Andenken an Paul Thomas.

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