Dass sich Paul Thomas in Springiersbach aufgehalten hat ist auch mit zwei Bildern belegt. Zwar trugen diese Bilder keinerlei Vermerk bzw. Ortsangabe, aber durch die Kombinierung verschiedener Faktoren und ein wenig Glück gelang es im Mai 2011, diese Bilder mit Gegebenheiten in Springiersbach in Übereinstimmung zu bringen.
Es geht hierbei um die Klosterkirche Springiersbach, genauer um die Orgelempore und die Kanzel.
Das von Paul Thomas gemalte Bild der Kanzel der Klosterkirche in Springiersbach ist leider nicht überliefert, sondern nur als kleiner Bestandteil eines Bildes, das die Frau von Paul Thomas, Martha Thomas, ein Jahr vor ihrem Tod, in ihrem Wohnzimmer zeigt. Es war ihr so lieb, dass sie es mit in den, dann nur sehr kurzen Aufenthalt im Altersheim mitnahm.
Für den Forscher war natürlich die wichtigste Frage: Entspricht die Kanzel der Klosterkirche von 2011 dem Bild von 1912? Ja.
Die erste Frage war also beantwortet . Blieb nur noch die Frage zu klären, ob die Orgelempore übereinstimmt. Natürlich interessierte insbesondere der Vergleich zwischen dem Gemälde von 1912 und der Wirklichkeit des Jahres 2011, also fast 100 Jahre später. Wenn auch leicht fotografisch verzerrt: Die Übereinstimmung ist verblüffend.
Erst nach diesen beiden „Entdeckungen“ war der Blick frei für die Schönheiten der Kirche und für ein Gespräch mit dem Prior des Klosters.Ihm und seinen Mitarbeitern gilt der Dank für ihre Bemühungen, herauszufinden, was Paul Thomas ggf. in Springiersbach gemacht hat. Es konnte nicht recherchiert werden, da entsprechende Unterlagen nicht gefunden werden konnten.
Das Kloster Springiersbach besteht im Jahre 2011 seit 910 Jahren. Im Jahre 1102 gründete Benigna, Witwe eines pfälzischen Ministerialen, das Kloster, wobei sie sehr stark unterstützt wurde von Pfalzgraf Siegfried von Ballenstedt, der die Vogtei über das Stift ausübte. Die Klosterkirche wurde erstmals 1121 erbaut, es sind nur noch Reste vorhanden. Der Kirchenbau der Gegenwart wurde 1769 bis 1772 erbaut. Es gab allerdings keine kontinuierliche Entwicklung des Klosters, es blühte und verfiel immer wieder. 1803 wurde das Kloster säkularisiert bzw. verkauft. Die Stiftskirche immerhin wurde dadurch, dass sie zu einer Pfarrkirche für Springiersbach-Bengel umgewandelt wurde, weiter in Funktion gehalten. 1897 gab es einen Brand aufgrund eines Blitzschlags. Orgel, Innenraum, Glocken, Turm – vieles wurde ein Opfer der Flammen, es gab Streit um den Wiederaufbau. Im Jahre 1902 wurde in Bengel eine eigene, näher an den Bewohnern gelegene Kirche gebaut, Springiersbach verlor seinen Status. Die Klosterkirche wurde nicht mehr genutzt und verfiel. Erst 1922 übernahm der Karmeliterorden des Kloster bis heute. In diesen Zeitraum zwischen 1903 und 1922, nämlich in die Jahre 1912 bis 14 fallen der Besuch oder die Besuche von Paul Thomas.
Nachfolgend werden zunächst die beiden Bilder von Paul Thomas aus dem Jahr 1912/1913 durch Fotografien von 2011 ergänzt, danach einige Eindrücke vom Kloster Springiersbach im Jahre 2011.
Die Kanzel
Die Orgelempore
Die Klosterkirche von Springiersbach
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