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2007 ff.
 

Pauline Gauhe
1311N

 

Pauline Gauhe – 1311

 “...war so ganz anderes geartet, frisch, froh und mit leichtem Sinn den Menschen und dem Leben zugewandt; auch sie kam, wie ihre Schwester Luise, für ein Jahr zu Smends nach Lengerich. Wäre  Albert Julius Smend -639, der hoch begabte Theologe, am Leben geblieben, er starb 1834 nach seiner Rückkehr von Münster, wo er im Schloß beim alten  Oberpräsidenten von Vincke Hauslehrer gewesen war, so hätte Pauline ihn geheiratet.

Nun reichte sie später dem tüchtigen warmherzigen Kaufmann Wilhelm Lekebusch -1312 in Barmen die Hand fürs Leben.  [Quelle: Gauhe-Smend-Chronik]

Familie Lekebusch

Eine nähere Recherche zu Wilhelm Lekebusch, der nach Luise Gauhe auch mit deren Schwester  Auguste Gauhe verheiratet war, dem Autor nicht möglich. Immerhin aber bietet die offizielle Seite zu 200 Jahre Barmen einen ausgezeichneten Artikel von Rainer Hendricks, der ausführlich und nur unwesentlich gekürzt hier im neuen Zusammenhang mit der Familiengeschichte Gauhe zitiert werden kann:

      “Die Familie Le[c]kebusch stammte vom Gut Leckebüschen nahe Quellenburg im Raum Sprockhövel. Nach den ältesten Schwelmer Kirchenbüchern gab es um die Mitte des 17. Jahrhunderts einen Hartleif Leckebusch.

      Einige Söhne der Familie zog es in den Raum Langerfeld und Johann Engelbert Leckebusch auf den Kotten Sternenberg oberhalb von Wichlinghausen. Dessen Sohn Johann Caspar Leckebusch „zum Dieke“ war Bleicher und Pächter des Bleichgutes Dieker Hof in der Nähe des Beckacker. Er diente als Scholarch in der Lutherischen Kirchengemeinde Wichlinghausen. Er war der Urgroßvater von Louis Lekebusch. Das Ehepaar hatte acht Kinder (die später in die Familien Wolff, Dicke, Mittelsten Schee und Braselmann heirateten). Großvater von Louis war der Bäckermeister Johannes Leckebusch in Wichlinghausen, Ecke Westkotter/Wichlinghauser Straße. Das Bäckerehepaar hatte vier Kinder: den späteren Lohgerber Friedrich Leckebusch, später Werkmeister im Unternehmen seines Schwiegervaters Johann Peter Mittelsten Scheid; Johannes Leckebusch; Wilhelm Lekebusch, Kaufmann und Garnhändler und als jüngstes Kind Ludwig Lekebusch, den Vater von Louis.

      Am 23. Mai 1835 wurde Louis (Ludwig) als ältestes Kind von Ludwig und Rosalie Lekebusch in Elberfeld geboren. Der Kaufmann Ludwig Lekebusch (1807–1840) war Mitinhaber der Türkisch-Rot-Garnhandlung Schöler & Lekebusch in der Hofaue A.259a. Seine Frau Rosalie war eine Tochter des Bürgermeisters Peter Böcker zu Wermelskirchen. Bei der Taufe seines Sohnes Ludwig (Louis) 1835 trug der Vater noch die Berufsbezeichnung Comptorist, bei seinen Töchtern Emilie (1837) und Laura (1839) hingegen lautet die Kirchenbucheintragung „Herr [!] Ludwig Leckebusch, Kaufmann“. Die junge Familie wohnte zunächst bei der Garnhandlung in der Hofaue, spätestens ab 1837 in der Laurentiusstraße. Louis, die frz. Form des Ludwig, stammt vermutlich von dem Verwandten des Geschäftspartners, Louis Schöler, einem Anwalt und Advokaten beim Handlungsgericht in der Hofaue (B. 441), der vielleicht Vorbild des jungen Ludwig war.

      Louis besuchte die Elementarschule bei Hauptlehrer Schlupkothen in Elberfeld, wo die Familie in der Laurentiusstraße wohnte. Die drei Geschwister Louis, Emilie und Laura verloren ihre Eltern schon in frühen Jahren. Am 1. September 1840 starb der Vater im Alter von 32 Jahren an der Lungenschwindsucht. „Tief gebeugt stehe ich mit meinen 3 Kindern am Sarge des so früh Verblichenen, und flehe zu Gott um Trost und Kraft in dieser hart geprüften Lage. Verwandten und Freunden, denen diese Anzeige gewidmet ist,bitte ich um stille Theilnahme.“ schreibt die junge Mutter in die Todesanzeige. Das Ehepaar war erst sieben Jahre verheiratet gewesen.

      Im Ruhestand lebend schrieb der Königlich Preußische Kommerzienrat Louis Lekebusch viele Jahre später in seinen Lebenslauf, was in den folgenden Jahren seiner Kindheit dann geschah:

      „Einen tiefen Eindruck machte auch auf mein Kindergemüth die Unruhen des Jahres 1849, wo in Elberfeld Barrikaden gebaut wurden und der Pöbel das Wohnhaus des Oberbürgermeisters von Carnap plünderte und die darin befindlichen Möbel und Geräthe zerstörten. Ich war zugegen wie die Aufrührer das Arresthaus stürmten und die Thür der alten reformierten Kirche gewaltsam erbrachen um Sturm zu läuten- auch sah ich das Militair von Düsseldorf anrücken und weil wir ganz in der Nähe des Rathauses in der Burgstraße wohnten, konnte ich aus unserem Fenster den Kampf um die Barrikaden in der Schwanenstraße etwas beobachten,auf welcher leider der Herr Hauptmann von Uttenhoven fiel, und die Kanonenkugeln mehr hinter uns einschlagen hören.Meine Mutter flüchtete mit uns Kindern zu Verwandten nach Barmen und es ist mir unvergeßlich wie wir an der Haspeler Brücke die Barrikaden überklettern mußten.“

      Nach dem Tod des Familienvaters hat die Witwe mit ihren Kindern offensichtlich eine andere Wohnung in der Elberfelder Burgstraße bezogen. Bereits im März 1848 gab es Unruhen in Elberfeld. Nach dem Scheitern der Verfassungspolitik der Frankfurter Nationalversammlung kam es zwischen dem 9. und 17. Mai 1849 in Elberfeld erneut zu Aufstand und Tumult. Zwischen Militär und den Freischaren, die auch als „Sicherheitsausschuß“ den Stadtrat abgesetzt hatten, kam es zu Straßenkämpfen, bei denen es Tote gab. Auf den Barrikaden trat Friedrich Engels mit Reden auf. Barmen zeigte sich königstreu. Die aus Schützengesellschaft und Turnern bestehende Barmer Bürgerwehr drängte einige Aufständische auf das Elberfelder Stadtgebiet zurück und wurde dafür vom König („mein treues Barmen“) besonders ausgezeichnet. Durch Geldsammlungen konnte der Verdienstausfall vergütet werden. Am 18. Mai beendete das Düsseldorfer Militär gewaltsam diesen Aufstand.
      Mutter Rosalie Lekebusch hat dann offenbar in Wichlinghausen bei Verwandten Unterschlupf finden können, denn Pastor Sander konfirmierte ihren Sohn Louis in der lutherischen Gemeinde Wichlinghausen.

      Als dann 1851 die Mutter starb, nahm der Onkel Wilhelm Lekebusch (1804–1877) seinen verwaisten Neffen Louis am 23. April 1851 bei sich auf. Er wohnte auf Wupperfeld (heute Runkel & Schmidt) und hat im Leben seines Neffen Louis eine große Rolle gespielt.


      Louis verbrachte seine Lehrzeit bei Lekebusch & Co. in der Berliner Straße 30 und trat ab 1855 für ein Jahr als „Volontair“ in das Geschäft von Louis Mettenheimer in Frankfurt am Main ein. Er hat dort nicht nur seine Kenntnisse erweitert, sondern nach seiner eigenen Erinnerung eine angenehme Zeit gehabt, für die damalige Zeit ungewöhnlich. 1861 kehrte er wieder nach Wupperfeld zurück. Dort arbeitete er in dem Geschäft seines Onkels Wilhelm und erhielt 1858 im Alter von 23 Jahren Prokura. Er wohnte zunächst in der Straße Heubruch, später und nach seiner Heirat in der Berliner Straße 30. Neben der Herstellung von Bändern aus Baumwolle (bw) und aus Leinen war auch der Handel „in bw&wollenen Garnen“ aufgenommen worden. In der Zeit des amerikanischen Sezessionskrieges (1861–1865) stiegen wegen der ausbleibenden Rohstoffe die Preise für Baumwolle bis zu 500%. In Barmen gingen die ersten Dampfmaschinen in Betrieb. Die Zeit der „mechanischen Bandstühle“ begann. Im letzten Viertel des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden neben der traditionellen Hausbandwirkerei in den neuen Fabrikgebäuden „Kraftstellen“ vermietet.

      Ab 1871 wohnte der Onkel Wilhelm in dem neu errichteten Haus Berliner Straße 12 auf der „Pfalz“, zwischen Pfälzer Steg und dem Abzweig des Mühlengrabens von der Wupper.

      Wilhelm Lekebusch war in erster Ehe mit Pauline Gauhe (1813–1845) und nach deren frühen Tod mit ihrer Schwester Helene Auguste Gauhe (1821–1894) verheiratet. Die Tochter Pauline (1840–1892) war mit ihrem Vetter Louis gemeinsam im Wupperfelder Haus aufgewachsen und vermählte sich mit Karl Wilhelm Ferdinand Kirschstein (1820–1893), seit 1854 Pastor auf Wupperfeld, später  Superintendent der Synode Elberfeld.

      Der Kaufmann Wilhelm Lekebusch hatte mehrmals Ämter im Presbyterium der Wupperfelder Kirchengemeinde inne: mit Wilhelm von Eynern, J. Erbslöh, W. Osteroth u.a. war er Mitglied in der Baukommission für die neue Kirche (Friedenskirche). Der Bereich Heckinghausen zählte zum Gemeindegebiet und benötigte wegen des großen Bevölkerungswachstums kirchliche Gebäude und Einrichtungen. Der Onkel muß für Louis ein gutes Vorbild gewesen sein in der Ausübung vieler Ehrenämter. Als er 1877 starb, ging das Geschäft auf seinen Neffen Louis allein über. [Quelle: barmen-200-jahre.de/index.php/component/k2/item/118-lekebusch – Autor Rainer Hendricks]

       

Über die Ehe und die Kinder  von Luise Gauhe und Wilhelm Lekebusch berichtet Luise Torhorst in ihrer Gauhe-Smend-Chronik:

“Ihr [Paulines] sonniges heiteres Gemüt schuf ihm eine überaus glückliche Heimat, aber sie starb noch kurz vor ihrer Schwester Luise, zwei Töchter,

1. Luise Lekebusch ...[sie] starb als junges Mädchen von 17 Jahren, nachdem sie eben aus einer Pension in England ein gekehrt war.

2. Paula Lekebusch

zurücklassend.

 Paula wuchs fröhlich heran, ihr Vater hatte er in zweiter Ehe seine Schwägerin Auguste geheiratet. Sie kam zu Bägelmanns in Bremen für ein Jahr, war ungemein beliebt, wohin sie nur kam, und verlobte sich 18-jährig mit Pastor Kirschstein, der sie konfirmiert hatte, und ihrer zweiten Mutter beim Sterben der kleinen Anna, ihres ältesten Töchterchens, sehr nahe getreten war.

Kirschsteins wohnten zunächst in der Nähe des Rittershausen Bahnhofs, zogen dann in das behagliche Pfarrhaus an der Wupperfelder Kirche. Paula war eine besonders warmherzige fürtreffliche Pastorin, ihr Mann hoch begabt mit scharfem Witz und Verstand ausgerüstet, die Ehe sehr glücklich dabei in sich ergänzten. Neun Kinder wurden geboren und für Paula wäre die Last zu groß geworden, wenn ihr Reichtum er nicht jede mögliche Erleichterung verschafft hätte. Die Namen der Kinder ..:

    • Luise Kirschstein, verheiratet mit Emil Köster in Berlin
    • Rudi Kirschstein, Bürgermeister in Kreuznach
    • Paul Kirschstein, im Ministerium Berlin angestellt
    • Otto Kirschstein, Friedrichs treuer Freund, Amtsrichter in Kassel
    • Mata (Marta?) Kirschstein, verheiratet mit Ingenieur Eberhard in Karlsruhe
    • Elisabeth Kirschstein, Pastorin Quack in Erbach
    • Clara Kirschstein, Pastorin Ufer in Rüttenscheid
    • Zwei Kinder starben früh.

Paula [Kirschstein, geb. Lekebusch], … starb nach langem, schwerem Leiden 1892. Ihr Mann folgte ihr ein Jahr später nach. [Quelle: Gauhe-Smend-Chronik]

Pastor Karl Wilhelm Kirschstein war am 4.8.1820 in Köslin geboren worden. Vom 19.3. 1854 bis 1870 war er in Barmen Wupperfeld auf der 3. Pfarrstelle,

ab 1870 bis zu seinem Tod am 4.5.1893 war er auf der Ersten Pfarrstelle in der alten Kirche. Zudem  Superintendent von 1874-1878 und 1886-1890. Die Provinzialsynode wurde von ihm zweimal geleitet.

So heißt es in der Geschichte der Gemeinde Barmen Wupperfeld aus dem Jahre 1953::

Da Wupperfeld schon um 1850 10000 Seelen zählte, mußte die Gemeinde pflichtmäßig daran denken, die zwei Pfarrer nicht zu überlasten - man bedenke besonders die weite Ausdehnung der Gemeinde - sodann aber auch den Gemeindegliedern die Ge“ legenheit zum Kirchenbesuch zu geben. Der einzige wirkliche Aus“ weg aus dieser Not wäre der Bau einer zweiten Kirche gewesen.  Man konnte sich aber 1850 dazu noch nicht entschließen. Eins aber tat man: Man gründete eine dritte Pfarrstelle und wählte dazu Pfarrer Kirschstein in Bromberg. Man beschloß wie bei Heuser - Josephson alle Pfarrer in allem gleichzustellen

Kirschstein ist am 4. August 1820 in Köslin geboren. Er studierte in Berlin, wo ihn besonders Neander anzog. Er wollte erst die akademische Laufbahn einschlagen, kam aber in eine tiefere innere Bewegung durch eine schwere Krankheit seiner Mutter und seiner Schwester und eine eigene schwere Erkrankung an Typhus.  Jetzt entschloß er sich für das Pfarramt. Er wurde Divisionsprediger, erlebte die Revolution von 1848, dann die Kämpfe mit polnischen Insurgenten. Nach Bromberg versetzt, fühlte er sich dort nicht mehr heimisch. Er nahm daher mit Freude einen an ihn ergangenen Ruf nach Wupperfeld an. Am 14. März 1854 wurde er hier eingeführt.

Mit Kirschstein hat Wupperfeld einen Pfarrer erhalten, dessen ausgesprochene Begabung auf dem Gebiet der kirchlichen Verwaltung lag. Obwohl der Vorsitz im Presbyterium damals monat“ich wechselte, hatte Kirschstein durch seine großen Geschäftskenntnisse tatsächlich immer das Heft in seiner Hand. Dabei hatte er einen demütigen Sinn. Mit Leichtigkeit beherrschte er auch schwierigste Fragen. Eine nie ermüdende Arbeitskraft und große Gewandtheit stand ihm zu Gebote. Er war wie geboren zur kirchlichen Leitung.

39 Jahre hat er unserer Gemeinde gedient. Zweimal wählte ihn die Synode Elberfeld zum Superintendenten. 13 Jahre war er Superintendent. Er war Mitglied der Provinzial“synode, wurde von ihr in die Generalsynode und zum Mitglied der Prüfungskommission gewählt. Es ist selbstverständlich, daß er weiter in vielen anderen Kuratorien und Gesellschaften saß.  Er starb - wir gehen damit weit über unsere Berichtszeit hinaus - am 4. 5. 1893. Im Sterben war er nichts anderes als ein schlichter Christ. Sein letztes Gebet war: Hier kommt ein armer Sünder her, der gern durchs Lösgeld selig wär. [Quelle Text und Bild:  Geschichte der Evang. Lutherischen Gemeinde Barmen Wupperfeld 1777-1952, Wuppertal 1953]

In die Zeit des Pfarrers Kirschstein fällt nicht nur, wie oben erwähnt, die Presbyter bzw. Rendantentätigkeit von Wilhelm Lekebusch, also des Schwiegervaters von Pastor Kirschstein (s.o.), sondern auch von Vertretern der Familie von Eynern (vgl. Kapitel 16.5.3] sowie von Carl Strunk und seinem  Sohn Hermann Strunk . Später, in den 30er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Hermann Torhorst, ein Enkel von Paulines Schwester Adelheid Gauhe, Mitglied eben jenes Presbyteriums an der Wupperfelder Gemeinde.