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2007 ff.
 

Julius Smend


648N

 

SMEND Julius (Juliusscher Zweig)-648  wurde am 10. Mai 1857 in Lengerich geboren. Er starb am 07. Juni 1930 in Münster. D.theol.

„Julius Smend [Der Bruder von Luise Smend, späterer verheirater Torhorst] stammt aus der alten Juristen- und Theologenfamilie Smend, die über drei Generationen hintereinander im 18. und 19. Jahrhundert der reformierten Gemeinde Lengerich in Westfalen als Pfarrer diente. 

Das liberal-theologische Denken in seiner Familie sollte auch für ihn prägend werden, ebenso wie die Liebe zur Musik, insbesondere zu Johann Sebastian Bach, die ihm seine Eltern mitgaben“[Wikipedia].

Nach dem Abitur mit 19 Jahren am Gymnasium Paulinum zu Münster studierte er anschließend Theologie in Bonn.: Immatrikuliert am: 26.04.1876 mit 18 Jahren; Geburtsort: Lengerich;  Wohnort: Münster; Beruf des Vaters: Consistorialrat; Universitätsbesuche vor Bonn: Göttingen, Berlin; Fach: evangelische Theologie; Zeugnis der Reife: Ja; Evangelisch; Abgang: 03.08.1877; [Quelle: Archiv der Universität Bonn 28.10.2010]. Sein Studium setzte er fort in Halle (Saale) und Göttingen.

„1880 begann er ein Synodialvikariat in Paderborn. Nach einer im darauffolgenden Jahr begonnenen elfmonatigen Vikariatszeit in Minden wurde er im April 1881 ordiniert und wechselte als Hilfsprediger nach Bonn. Dort verfasste er auch seine Licentiatenarbeit, die das Herrenmahl zu Thema hatte.  1885 wurde er Pfarrer in Seelscheid, das damals eine kleine Bauerngemeinde war.[Quelle: Wikipedia]

Julius Smend war ein treues Familienmitglied. Immer wieder taucht sein Name bei Familienangelegeheiten auf. Er war offensichtlich immer da, wenn man ihn brauchte, wie die Gauhe-Smend-Chronik berichtet:.
 

1885

Ostern 1885 hatte [Adelheids Sohn] Julius Smend von Bonn aus zu Vertretung des erkrankten Pfarrers in Seelscheid gepredigt und war dort gleich hernach einstimmig gewählt. Es war für [seine Mutter] eine besondere Freude ihn im festen eigenen Amt zu wissen, so gern sie ihn in Westfalen, in ihrer Nähe gesehen hätte. Vergeblich hoffte sie auf eine Verlobung.

Im Mai fuhr [Luise Torhorst mit ihrer Mutter] über Siegburg, wo [sie] bei Pastor Sillors einkehrten und [Bruder bzw.Sohn] Julius von Bonn kommend trafen, nach Seelscheid hinauf, besahen das Pfarrhaus, maßen die Zimmer und Wände aus, überlegten die nötigsten Anschaffungen, logierten eine Nacht bei dem alten Kirchmeister Rauch und fuhren am folgenden Tag nach Münster zurück.

Treulich sorgte [Adelheid Smend] dann für die Ausrüstung, fühlte sich aber nicht frisch und kräftig genug, der Einführung, die im September 1885 stattfand, beizuwohnen. So hatten [die Töchter] Paula und Luise die Freude, dazu noch Seelscheid zu reisen. Unvergeßlich ist.. beiden der Empfang und Einzug [ihres] Bruders dort. [Sie erzählten in der Familie] oft davon, und von dem einzig traulichen Pfarrhaus, wo Clara Lag, ein etwas wunderlicher nicht sehr zuverlässige Katholikin dem kleinen Haus schon vorstand und der schwarze Pudel Hasso des Hauses redlicher, aber oft bissiger Hüter war.

Auch, dass [Bruder] Julius [Smend seinen Schwestern] Paula und Luise auf der Heimreise bis Köln das Geleit gab, und [ihnen] den Genuss, „Lohengrin“ mit Emil Götze zu hören, verschaffte. 

Eine schöne Randnotiz ist, dass der Sohn von Luise Torhorst, geb. Smend, Arnold Torhorst, also der Neffe von Julius Smend, der von 1885-1891 dort Pfarrer war, ebenfalls von 1909  bis 1917 Pfarrer in Seelscheid war.


1890

Eine neue Freude aber er blühte [für Adelheid Smend] in dieser Zeit durch die Verlobung [ihres Sohnes] Julius mit [Helene] Springmann in Osnabrück. Wie hatte sie nach Seelscheid eine Pfarrfrau gewünscht, dem lieben ...Julius eine Gefährtin! [Tochter Luise] sah das Brautpaar erst sehr viel später, als der Sommer kam, da [ihre Tochter] Adelheid (Torhorst) an Scharlach lag. Um so treuer konnte [ihre Schwester]Paula in Münster und Osnabrück sein, mit ihrem Vater und [Helene Springmann] nach Seelscheid fahren zu vielen Beratungen.

Leider fühlte sich [Adelheid Smend] nicht wohl genug, mit zur Hochzeit nach Osnabrück zu fahren, aber vorher hatten [Töchter] Paula und [Luise] die Freude, sie in Leeden und Ledde einige Wochen hegen und pflegen zu dürfen, auch ihren Geburtstag feierte sie bei ihnen. [Paulas Ehemann] Florens traute in Osnabrück das liebe junge Paar. [Julius’ Bruder]Rudolf war zugegen, [Bruder] Wilhelm leider unabkömmlich, aber  [Schwägerin]Johanna [Smend, geb. Overlach]anwesend. Über Göttingen und Eisenach fuhren Julius und Helene dann nach Seelscheid.

 

Julius heiratete SPRINGMANN Helene-1151  am 07. Oktober 1890 in Osnabrück Helene wurde am 31. Dezember 1862 in Osnabrück geboren. Sie starb am 01. November 1950 in Oldenburg in Oldenburg. Sie hatten drei Kinder:

1. SMEND Marie-1152  wurde am 30. Juni 1892 in Friedberg Hessen geboren.

2. SMEND Friedrich-1153  wurde am 26. August 1893 in Straßburg geboren.[vgl. gesonderte Seite]

3. SMEND Luise-1154  wurde am 19. Juni 1897 in Straßburg geboren

 

Zur Arbeit von Julius Smend

1891 wurde er ordentlicher Professor am Predigerseminar in Friedberg (Hessen),dort wurde er auch mit der Seelsorge betraut. Er begann nun auch mit größeren Publikationen an die Öffentlichkeit zu treten.

 Im Jahre 1893 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Straßburg. Seine Arbeit „Die evangelischen deutschen Messen bis zu Luthers deutscher Messe“, die als sein Hauptwerk angesehen wird, stammt aus dem Jahre 1896. Zusammen mit dem Liturgiker Friedrich Spitta gründete er im selben Jahr die „Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst“ (MGkK).

Beide begründeten damit die sog. Ältere Liturgische Bewegung, die sich bemühte dem evangelischen Gottesdienst eine Form zu geben, die einen angemessenen Vollzug eines Gottesdienstes im evangelischen Geist ermöglichen solle.

An der Straßburger Thomaskirche fand ihre Bewegung eine erste praktische Anwendung. Im Jahre 1906 erschien das von ihm zusammengestellte "Kirchenbuch für die evangelischen Gemeinden, Bd. 1".

Darin fanden auch seine Vorstellungen von einem Charakter des Gottesdienstes Eingang, der das patristische, scholastische und orthodoxe Erbe berücksichtigen und die Gebetssprache zeitgemäßer formulieren müsse, aber auch der Stille Raum geben solle.

Julius Smend war Vorsitzender der Neuen Bachgesellschaft, Vorstandsmitglied des Evangelischen Kirchengesangvereins für Deutschland und der Händel-Gesellschaft.

1914 wurde er Mitbegründer und erster Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät in seiner Heimatstadt Münster. 1926 wurde er im Alter von 68 Jahren emeritiert. Der Nachfolger auf seinem Lehrstuhl für Praktische Theologie wurde Wilhelm Stählin. Julius Smends 1893 geborener Sohn Friedrich Smend wurde ebenfalls Theologe und Musikforscher [Quelle: Wikipedia 15.12.2007]

In Straßburg kam Julius Smend auch mit seinem Neffen Hermann Torhorst zusammen, dem Sohn seiner Schwester Luise. Torhorst studierte dort Medizin. In Straßburg traf Smend aber auch seinen Kollegen Wilhelm Nowack, der wie er in theologischen Fakultät lehrte und der in der Geschichte der Thomaskirche eine besondere aktive Rolle gespielt hat. Dessen Tochter Käthe Nowack wird bei einer dieser Gelegenheiten Hermann Torhorst getroffen haben... Es sei also erlaubt, sich näher mit Julius Smend zu befassen.

Julius Smend war, liest man im 21. Jahrhundert  Texte und Predigten von ihm  vom Anfang des 20. Jahrhunderts nicht weniger streitbar als sein Kollege Wilhelm Nowack, dem Prediger der Thomaskirche. Gleich ihm scheut er den Konflikt mit der katholischen Kirche nicht, wenn es um seinen Bach geht. Einige Auszüge:
 

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648+2

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[Auszug aus Smend, Julius: Wie man in Frankreich unsern Bach verketzert und verherrlicht aus: Monatschrift für Gottesdienst und kirchl. Kunst < Göttingen> 7 (1902), S. 271-274. Quelle: Bach-Archiv Leipzig]

Julius Smend war nach Auskunft von Frau Marion Söhnel vom Bach-Archiv in Leipzig...

„..von 1921 bis 1924 stellv. Vorsitzender der Neuen Bachgesellschaft, von 1924 bis zu seinem Tode Vorsitzender. Einige seiner Predigten zu Bachfest-Gottesdiensten sind gedruckt worden (meist in der „Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst“), aber auch Aufsätze und Berichte über Bachfeste....

Wir besitzen ein Bild, das Julius Smend (2. v. l.) in Leipzig zeigt, das Foto wurde anlässlich des 17. Deutschen Bachfestes in Leipzig aufgenommen. Bei diesem Bachfest hielt er die Festpredigt. Die anderen Personen sind: ganz links: Arnold Mendelssohn, 3. v. l.: Wilhelm Middelschulte, Organist aus Chicago, 4. v. l.: Heinrich Spitta, ganz rechts: Kreuzkantor Otto Richter.

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[Quelle: Bach-Archiv Leipzig]

Ein Jahr nach dem Bachfest Leipzig starb Julius Smend mit 73 Jahren. Der Nachruf aus dem Bach-Jahrbuch 1930:

 

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